Hier bloggt der Betreiber von Gurran, Dr. Andreas Trunschke, über Aktuelles rund um Biografien, das Schreiben und das Veröffentlichen von Biografien.
Übrigens, Sie können diesen Blog kostenlos abonnieren. So erhalten Sie automatisch alle neuen Beiträge. Klicken Sie dazu auf dieses Icon am Ende des Lesezeichens und folgen Sie den Anweisungen:
Mit zunehmendem Abstand wird es immer schwerer, vergangene Zeiten zu erklären. Das gilt um so mehr, wenn sich die Lebensweisen seitdem radikal verändert haben. Wenn nicht nur die Technik einen revolutionären Sprung vollbracht hat, sondern auch alle damaligen politischen, ökonomischen, sozialen und gesellschaftlichen Verhältnisse umgestoßen wurden oder einfach verschwunden sind. Wenn sich der Alltag gravierend verändert hat. Zu diesem Problem habe ich jetzt einen interessanten Artikel in der Zeit gefunden:
Vorausgesetzt Sie haben einen Wikipedia-Eintrag. Kürzlich habe ich hier über Gurran als Alternative für alle geschrieben, die keinen Eintrag bei Wikipedia haben. Aber auch für den Fall, dass Sie so prominent sind, dass Wikipedia Sie eines eigenen Eintrages für würdig erachtet, muss das nicht das sein, was Sie sich als Erinnerung an Ihr Leben vorstellen.
Wer mehr oder weniger prominent ist, über den schreibt irgendwann irgendwer einen Artikel auf Wikipedia, andere korrigieren oder ergänzen ihn. Am Ende bleibt ein Eintrag, dem man entnehmen kann, wer sie waren und was so besonders an ihnen ist. Sie haben eine Spur hinterlassen. Noch Generationen nach uns können sich an sie erinnern. Was aber ist mit allen anderen?
Bereits vor einiger Zeit - am 14. und 15. Februar 2013 - fand in Potsdam eine große Tagung zur Arbeit mit Zeitzeugen statt. Veranstaltet wurde sie von Zeitpfeil e.V.. Ich hatte das große Glück, an der Dokumentation mitwirken zu können.
Wer den Krieg erlebt hat, kann die Kriegserlebnisse nicht aus seiner Biografie ausblenden. Entscheidend ist der Umgang mit diesen Erlebnissen, die heutige Haltung zum Krieg. Ein Beispiel, wie es nicht gehen sollte, wie es auf diesem Biografie-Portal auch keinen Platz hat, zeigt heute die Tagesschau.
Angenommen, Sie würden aufgefordert, einen Koffer zu packen, der Sie nach dem Tod begleiten soll. Was würden Sie hineinlegen? Genau darum hat das Moskauer Goethe-Institut 50 Deutsche und 50 Russen gebeten.
Stellen Sie sich vor, alle zwei Minuten machen Sie automatisch ein Foto. Am Ende des Tages wählt eine Software die 30 interessantesten Motive aus. Tag für Tag. Jahr für Jahr. Insgesamt erhalten Sie eine Bilddokumentation Ihres Lebens von unglaublicher Dichte. Das ist keine Utopie, ...
Jede Mensch ist einmalig, sein Lebensweg einzigartig und nicht wiederholbar. Schon deshalb sollte jeder Mensch seine Biografie verfassen (lassen). Das gilt schon immer. Heute aber gewinnt das Schreiben seiner Biografie eine zusätzliche Bedeutung.
"Wir müssen unseren Blick schärfen für das, was das Leben bewahrt, was Neues in die Welt bringt, was Hoffnung erweckt. Wir haben viel bewegt und viel zerstört. Nun ist es an der Zeit, zu bewahren und nachhaltig zu gestalten. Dem menschlichen Vernichtungswillen scheint eine ältere Einsichtsfähigkeit und Weisheit entgegenzuwirken, die uns in einer Art und Weise mit allen Lebewesen auf diesem Planeten verbindet, die bislang unvorstellbar schien. Darin liegt das Versprechen der weltweiten ökologischen, sozialen und gesellschaftspolitischen Bewegungen: als gemeinsame Bewohner dieser Erde zu entdecken, dass wir eine globale Familie sind." - Prof. Dr. Gerald Hüther, Neurobiologe, und Christa Spannbauer, freie Journalistin und Autorin
Kennen Sie das? Sie sehen die Dinge klar und logisch vor sich. Alles hat Struktur und seinen wohlbestimmten Platz. Doch sobald Sie beginnen, anderen davon zu erzählen, verrutscht es, gerät durcheinander. Plötzlich ist nichts mehr klar und einfach. So ist es auch mit dem eigenen Leben.
Kein Leben besteht nur aus glücklichen Momenten, so sehr ich Ihnen das auch wünsche. Sie werden beim Schreiben Ihrer Biografie oder der eines nahen Menschen unweigerlich auf Momente starker Gefühle stoßen: Schmerz, Trauer, Zorn, Wut, Abscheu, ja Haß.